Es wird mal wieder Zeit einen Blick in die eigenen Seele zu werfen und zu ergründen, was einen selbst eigentlich glücklich macht. Diese Aufgabe wurde uns dieses Mal von giulie gestellt und wird für den einen einfacher, für den anderen schwieriger umzusetzen sein. Es ist natürlich wieder erlaubt abstrakt zu denken und das Thema frei zu interpretieren.
Ich wusste nicht wie ich meine Antwort auf diese Frage am besten umsetzen sollte. Dies ist dabei rausgekommen. Das fragliche Objekt zeigt sich momentan ja auch nicht sehr häufig: Die Sonne respektive wolkenungebremstes Sonnenlicht. Hebt die Laune ungemein und ist entzündungshemmend für die Haut, aber das nur nebenbei. So, das alte Thema ist nun auch erledigt. Ich kuschel mich dann mal wieder in meine Winterdepression. :P
Thema auf mondgras.de: http://mondgras.de/…/projekt-52-41-wochenthema/
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Es war gegen Mitternacht, als mich bedrohliche Geräusche aus dem Schlaf zogen. Meine kleine Nachttischlampe spendete schwaches Licht. Von außen kratzte und pochte es gegen die Mauer, wovon das dumpfe Echo im Zimmer waberte. Etwas lief außen an der Wand entlang. Einige Sekunden Stille verstrichen und so zog ich den Rollladen hoch. Ich öffnete auch das Fenster und schaute vorsichtig die Außenwand entlang. Ein mächtiger Flügelschlag wehte mir entgegen und ich konnte nur noch eine gewaltige Pranke wahrnehmen, die sich von der Mauer abstieß. Der dunkle Umriss huschte über die Straße auf das Dach eines gegenüberliegenden Gebäudes. Die Gestalt erinnerte mich an ein altes Fabelwesen – einen Greif. Dieser tastete sich gerade über das Dach, brach aufgrund seines Gewichtes jedoch immer wieder mit den Beinen ein. Zerbrochene Ziegelsteine regneten herab.
Ich brüllte hinüber: „Was soll der Mist, noch dazu mitten in der Nacht?!“
Erschreckt blickte der Greif zu mir. Dann sprang er vom ramponierten Dach und segelte hinüber – auf mein Dach. Es knackte und die ersten Ziegel fielen knapp vor meiner Nasenspitze zu Boden. Der Greif reckte den Kopf in mein Fenster hinunter und sprach kopfüber zu mir.
„Du bist wach? Eben hast du doch noch geschlafen?“
„Deine kratzenden Geräusche an der Mauer haben mich geweckt.“
„Ich bin noch ein wenig ungeschickt. Aber das haben wir gleich.“
Seine linke Pranke kam von oben herab und hielt ein kleines Beutelchen, aus dem feine Körner rieselten. Er schüttete ein paar Körner in die rechte Pranke – vermutlich lag er mit der Brust auf dem Dach und klammerte sich mit den Hinterbeinen fest – und war im Begriff mich damit zu bewerfen. Ich trat reflexartig zurück.
„Wohoho! Moment mal. Was gibt das, wenn's fertig ist?“
„Ich helfe dir beim Einschlafen. Das ist Schlafsand.“
„Und du der Sandmann?“
„Vorübergehend. Er hat sich gestern das Bein verstaucht und mich gebeten einzuspringen.“
Darauf sagte ich erst einmal nichts. Der Greif verharrte ebenfalls regungslos. Einige Sekunden des Schweigens. Dann sprach er weiter.
„Guck nicht so. Ich weiß auch, dass ich ein katastrophaler Ersatz bin.“
„Wie kommst du in die Zimmer?“
„Durch das Fenster.“
Ich lehnte mich über das Fensterbrett und schaute links und rechts die Häuser entlang. Die Fenster und Rollläden waren stellenweise herausgerissen und Löcher klafften wie Wunden in den Wänden. An einer Bruchstelle lugte der Arm meiner Nachbarin hervor, die dementsprechend vor ihrem ehemaligen Fenster auf dem Boden liegen musste. Das Zeug muss sie auf der Stelle eingeschläfert haben. Ich hielt meine Hand offen hin.
„Gib mir den Beutel. Ich mach das.“
„Du willst mir helfen? Das ist nett. Aber dir fehlt doch die Erfahrung und …“
„GIB – MIR – DEN – BEUTEL!“
Die nächsten Nächte war ich damit beschäftigt auf meinem Fahrrad Runden durch den Ort zu drehen und Schlafsuchenden Schlaf zu schenken. Freilich nur dort, wo das Fenster offen stand. Was im Sommer doch bei einigen so ist. Der Greif – insgeheim nannte ich ihn Helmut – ließ mich auf seinem Rücken fliegen, damit ich an die Fenster kam.
Am Samstag saßen wir nach getaner Arbeit auf dem Kirchendach. Helmut hatte eine Neuigkeit.
„Der Sandmann ist wieder fit. Ab morgen übernimmt er wieder den Job.“
„Na endlich“, entfuhr es mir im seufzenden Ton.
„Ich möchte dir sehr für deine Hilfe danken. So musste ich die Nächte nicht allein verbringen.“
„Gern geschehen, glaub ich.“
Am Horizont ging die Sonne auf. Zum ersten Mal sah ich Helmut bei Lichte. Sein Gefieder hatte den gleichen hellen Braunton wie sein Fell. Doch ein paar Federn stachen grau-weiß hervor. Das Fell an seinen Pranken war tiefschwarz, ebenso sein Kopf, was ihm einen edlen Auftritt verlieh.
Er wand sich mir zu und schaute mich mit seinen großen Augen an.
„Ich werde dich mal besuchen. Aber jetzt brauche ich auch erst einmal eine Auszeit.“
„Mach's gut“, verabschiedete ich mich.
„Bis irgendwann mein Freund“, verabschiedete er sich.
Er spannte die Flügel und segelte Richtung Sonnenaufgang. Lange schaute ich ihm noch nach, betrachtete die kaputten Ziegelsteine neben mir, wo er vorher gesessen hatte. In der Regenrinne lagen die Überreste eines verlassenen Vogelnestes. Der Tag brach an.
„Wie komme ich hier eigentlich wieder runter?“