Timidity: MIDIs abspielen und umwandeln
In diesem Artikel geht es darum, ein existierendes MIDI mit einem Soundfont eigener Wahl abzuspielen und anschließend in ein umgänglicheres Audio-Format umzuwandeln.
Soundfonts an Land ziehen
Der Soundfont macht den Klang, konkret eine Datei mit der Endung SF2, die Klanginformationen für verschiedene Instrumente beinhalten kann. Oft sind die Dateien erst noch in ein spezielles Archiv gepackt, welches alles andere als weitverbreitet oder gar unterstützt ist: sfArk oder SFPack. Die entsprechenden Programme zur Befreiung der Inhalte sind alt, daher nur für Windows zu haben, doch laufen einwandfrei unter WINE. Piano-Soundfonts, die mir zusagen, sind beispielsweise Roland Nice Piano, Roland 64 Voice Piano und piano42.
Haben wir erst einen Soundfont aus seiner Verpackung geschält vor uns liegen, geht es wie folgt weiter: Er wird in ein bestimmtes Verzeichnis verschoben.
sudo mv RolandNicePiano.sf2 /usr/share/sounds/sf2/
Sollte das Verzeichnis noch nicht existieren, legt es selbst an.
Abspielen mit Timidity
Der Einsatz ist dann etwas tippaufwendiger, doch wer schon an diesem Punkt angelangt ist, wird auch diese Mühen nicht scheuen:
timidity -x'bank 0\n0 %font "RolandNicePiano.sf2" 0 1' -Ow Aufnahme.MID
-x
Überschreibt die Konfiguration für diesen Aufruf. Man gibt an, was an der Stelle des Hauptinstrumentes (bank 0\n0
) für ein Klang stehen soll. Dazu gehört in Anführungszeichen der Dateiname des Soundfonts, die nächste Zahl ist die Bank im Soundfont und die Zahl danach wiederum der Instrumentenklang innerhalb dieser Bank. In den allermeisten Fällen ist dies für Pianos0 0
oder0 1
.
Eine Ausnahme ist das Roland 64 Voice Piano, dort ist es2 0
.-Ow
Umwandlung in das WAV-Format. Die Datei entsteht im selben Verzeichnis und würde eine bereits existierende ohne Rückfrage überschreiben. Lässt man den Parameter weg, bekommt man eine direkte Audio-Ausgabe.
Umwandeln mit ffmpeg
ffmpeg -i Aufnahme.WAV -ab 192k MySong.mp3 ffmpeg -i Aufnahme.WAV -acodec libvorbis MySong.ogg
-ab
Bitrate für die MP3. Nicht dask
vergessen!-acodec libvorbis
Verwendung einer externen Bibliothek, anstatt der in ffmpeg eingebauten, weil die schrottig sein soll.
An richtige Aufnahmen kommt der Klang – wenig überraschend – bei Weitem nicht heran. Dennoch ist das Ergebnis ganz in Ordnung, wenn man einen guten Soundfont gefunden hat. Vielleicht lässt sich auch noch mehr herausholen, sollte man sich besser mit den Parametern des Programmes auskennen oder weitere Anwendungen zur Nachbearbeitung hinzuziehen.
Beispiele für solche Eigenerzeugnisse
Diese beiden Audiodateien nun, sind zwei von mir eingespielte Lieder, aus MIDI umgewandelt nach WAV, von da nach OGG und mit HTML5 <audio>
eingebunden.
[1] Basierend auf einem Stück aus dem Silent Hill 1 Soundtrack. Klaviernoten finden sich in der Beschreibung zum YouTube-Video von sosogood. Soundfont ist RolandNicePiano.
[2] Opening des Anime Angel Beats! Noten gibt es in der Nummer 1-Quelle Josh. Mein Tempo ist völlig daneben und verhaspelt und verspielt habe ich mich auch noch. Soundfont ist Roland 64 Voice Piano.
Bild: danbooru.donmai.us
Comments
Ich wusste nicht, dass Midi mittlerweile schon so weit ist, das hört sich nämlich schon sehr gut an für meine Ohren. Klasse.
Richtig. Das Lied wird während dem Spiel aufgenommen und dann kann ich die MIDI auf einen USB-Stift ziehen. Mit entsprechenden Soundfonts sind auch andere Instrumente möglich. Für Ubuntu ist per apt-get auch der umfassende FluidR3-Soundfont verfügbar (fluid-soundfont-gm und fluid-soundfont-gs); das Piano davon gefällt mir aber nicht.
@Kelhim
Eigentlich schon, ja. Während dem Herumprobieren habe ich die Lieder nur so oft gehört, dass mir lauter kleine Macken aufgefallen sind. Das summiert sich dann im Gesamteindruck.
(zudem hast du viel aus midi herausgeholt. Aber warum solltest du es als Midi einspielen sollen? Du besitzt doch auch ein richtiges Klavier.)
An dem richtigen Klavier spiele ich nicht mehr, da es, wie ich es sehe, im Sterben liegt: Verstimmt und teils klemmende Tasten. Auch könnte ich wegen der Lautstärke nicht darauf spielen, wann es mir beliebt. Mit meinem „Portable Grand Piano“ (Keyboard mit Tastenanzahl wie ein Klavier) bin ich aber sehr zufrieden. :)
Edit: Erledigt. :D
ein kleiner Tipp. Gerade für ältere Klaviere kann sich ein Klavierstimmer lohnen. Das kann dich zwar, je nach Güte des Mannes/Dame bis zu 400 Euro kosten, aber das richtige Klavier sollte man doch auch aus Sentimentalität allein behalten :).
Wenn du möchtest sprich mich doch in der Uni an, ich gebe dir gern ein paar Adressen.
Grüße,
Max
Aber es ist nicht so, dass der Klavierstimmer nicht schon das ein oder andere Mal dagewesen wäre. Es lohnt sich nur leider nicht. Nach einigen Monaten ist es doch wieder verstimmt und mittlerweile spielt auch niemand mehr darauf. (Selbst wenn es gestimmt wäre nur seltenst.) Davon trennen wird sich meine Familie aber mit Sicherheit nicht so schnell; unter anderem, weil es ein Erbstück ist. ;)