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Geschi – mündliche Prüfung

Es ist morgen, mir geht es schlecht, ich bin nervös. Oder mir ist schlecht, weil ich nervös bin. Von einem Frühstück kann man nicht wirklich sprechen. Dafür spricht es mit mir. Mit dem Rad zur Schule. Warum ist das so leer? Habe ich was verpasst? Ja, habe ich. Heute sind Bundesjugendspiele. Betrifft so ziemlich jeden außer der Stufe 13. In der Pausenhalle warten MitschülerInnen oder sind gerade fertig und erzählen. Keine Übelkeit, etwas Nervosität. Ich hab gut gelernt. Meine spezielle Lernmethode (ich gehe meine Aufzeichnungen aus dem Unterricht durch und hangele mich entsprechend von Wikipediaartikel zu Wikipediaartikel) hat sehr geholfen.

9:45 Uhr! Vorbereitungsphase beginnt. Mehrere SchülerInnen aus verschiedenen Kursen sitzen gemeinsam in einem Raum unter Aufsicht. Der übliche Wisch: Ja, ich fühle mich gesund. Wir bekommen unsere Arbeits- und Notizblätter.

Thema: Mauerbau, Grenzsicherung, DDR, Kalter Krieg.

Klingt annehmbar. Eine Wahl habe ich ohnehin nicht. Zwei Meinungen: Honecker findet die Mauer 1989 ganz toll und Fischbeck, ein Wissenschaftler, empfindet sie als Hindernis an der Wissenschaft, aufgrund der Reisebeschränkungen. Der gelbe Marker überfliegt die wichtigsten Argumente (Aufgabe 1).

Das Notizblatt füllt sich. Den Mauerbau in Hinsicht auf den Kalten Krieg beurteilen (Aufgabe 2). Kräftegleichgewicht wahren? Breschnew-Doktrin durchsetzen?

Was für Möglichkeiten hatten die DDRler nach dem Mauerbau (Aufgabe 3)? Ich würd mal sagen Anpassung, Mitmachen, versuchte Flucht.

Die Tür geht auf, meine Lehrerin winkt mich raus. Die Prüfung beginnt. Außerdem dabei: Der Lehrer des Geschi-LKs (Herr K.), den ich in Unter- oder Mittelstufe schon mal hatte. Die Protokollantin ist ein unbekanntes Gesicht für mich.

Mist 1: Nach fünf Minuten habe ich alle meine Punkte vorgetragen.
Mist 2: Das bedeutet 15 Minuten Nachfragen.
Mist 3: Ich habe lange Pausen zwischen meinen Sätzen, teilweise sogar zwischen den einzelnen Worten! Meine Antworten drehen sich immer im Kreis.
Mist 4: Zu einer Frage kann ich endlich Wissen auspacken und erzähle von Glasnost und Perestroika, von Gorbatschow und dem Ende des Ostblocks. Durch die Blumen gibt man mir zu verstehen, dass das eigentlich nicht gefragt war.

Dabei war das Thema nicht zu schwer, die Fragen in Ordnung, aber irgendwie … ach, ich weiß auch nicht. Die letzten beiden Fragen stellt Herr K. Es sind die besten und angenehmsten Fragen der gesamten Prüfung. Er fragt mich einfach, was ich denn als plötzlich eingemauerter DDR-Bürger gemacht hätte. In meiner Antwort schließe ich eine politische Betätigung aus, mit der Begründung, ich habe ja auch PoWi abgewählt. Wow, Lachen und lockere Stimmung. „Mal angenommen, Sie wären politisch interessiert. Wie hätten Sie dann gehandelt?“ Na, dann hätte ich so und so gehandelt.

Prüfung vorbei. Schlechtes Gefühl. Sehr schlecht. Jetzt frage ich aber noch nach, wer denn die Protokollantin ist. Freudestrahlend gibt sie Auskunft und scheint glücklich, dass ich gefragt habe.^^ Erzählt noch, dass sie ja keine 13er unterrichtet und überhaupt neu an der Schule ist. Na, hoffentlich wirkt sich das positiv auf die Notenbesprechung aus. Notizblätter und Arbeitsblatt müssen abgegeben werden, damit sie in die Notengebung miteinfließen können. Könnte ja sein, dass noch nicht-eingebrachtes Wissen darauf steht. Ein Witz von Herrn K. über Beschlagnahmung von geistigem Eigentum. Zu Beginn der Prüfung hatte ich befürchtet, das wäre so ein scharfer Hund mit fiesen Fragen. Ist er nicht. Im Gegenteil, sehr sympathisch.

Damit endet mein Abitur. Letzte Prüfung – vorbei. Angeblich kann ich bereits heute 15:50 Uhr meine Noten aus Präsentation und Mündlicher erfragen. Irgendwie habe ich keine Lust dazu.


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